Europa in der Welt
Die Ausweitung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bringt Implikationen für alle Themenfelder der Stiftung Mercator mit sich. Für keinen Bereich ergeben sich gleichwohl so grundlegende Fragen, wie für Europa in der Welt: Der landesweite Angriff Russlands auf die Ukraine stellt nicht nur einen eklatanten Bruch mit einem Kernprinzip der internationalen Beziehungen, der Souveränität eines Staates, dar. Er markiert auch die Abkehr von den Grundpfeilern einer internationalen Ordnung, in der gegenseitige Abhängigkeiten als Friedensgarant galten und wirtschaftliche, industrielle und kulturelle Verflechtungen auch über Regierungs- und Staatsformen hinweg akzeptiert wurden.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die seit dem Mauerfall und der Auflösung der Sowjetunion vor gut 30 Jahren existierende europäische Sicherheitsordnung hinfällig geworden ist. Russlands kriegerische Strategie in der Ukraine zeichnet sich durch eine dezidiert imperiale, antiliberale und antiwestliche Ideologie aus – mit beträchtlichen Folgen für die europäische und internationale Ordnung.
2022 war damit der Beginn einer strategischen Reflexion der Prämissen, Ziele und Wirkungsabsichten unserer Arbeit im Bereich Europa in der Welt. Die sich verändernde internationale Ordnung ist Ausgangspunkt unserer modifizierten Strategie, die ab sofort auf unserer Website nachzulesen ist.
Basierend auf einem neuen, inklusiven europäischen Selbstverständnis, konnten wir bereits neue Projekte anstoßen z. B. mit dem International Institute for Strategic Studies, dem Global Public Policy Institute und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, die sich mit Europas Allianzen und Interessen befassen. Durch das Fortsetzen unserer strategischen Kooperation mit dem Istanbul Policy Center an der Sabancı Universität sowie der weiteren Förderung gegenwartsbezogener Türkeiforschung des Centrums für Angewandte Türkeistudien bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, konnten wir unseren Türkei-Schwerpunkt stärken.
Die Arbeit in China ist durch die Corona-Pandemie und vor dem Hintergrund innenpolitischer Entwicklungen schwieriger geworden. Die Räume für transnationale Dialogs- und Kooperationsarbeit wurden rechtlich eingeengt, ideologisch ausgerichtet und sicherheitspolitisch eingebettet. Wir wollen erkunden, wie wir die Arbeit in unserem zweiten Regionalschwerpunkt auch in Zukunft wirkungsvoll gestalten können.