Liebe Leser*innen,
 

Einleitungen zu Jahresberichten könnten in ihrer Konventionalität bald schon zu den leichten Opfern des Textgenerators ChatGPT gehören. Das wäre sehr schade, denn gute und verlässliche Konventionen können in einer Welt in Aufruhr und Umbruch Signale der Stabilität und des Vertrauens senden. Stabilität und Vertrauen aber werden weiter unterminiert, wenn Kommunikation immer weniger authentischen Erfahrungen entspringt und stattdessen zum maschinellen Produkt wird. Seit das US-Start-up OpenAI das Tool Ende 2022 der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, sorgt ChatGPT weltweit für Schlagzeilen und löst Sorgen aus: Was könnte eine solche Technologie in den falschen Händen anrichten? Diskriminierung, Datenschutzverstöße, Falschinformationen, Propaganda und Arbeitsplatzverlust – die Liste möglicher Schreckens-Szenarien ist lang. Einige Wissenschaftler*innen vergleichen die Gefahren mit nichts Geringerem als einer Pandemie oder einem Atomkrieg.  

Umso wichtiger und dringlicher ist es somit, die Technologie mit Augenmaß zu nutzen – und den digitalen Wandel insgesamt wertebasiert zu gestalten. Einen Beitrag dazu wird der Thinktank Agora Digitale Transformation leisten, den wir 2022 gegründet haben. Unter der Leitung von Stefan Heumann wird die neue Denkfabrik wissenschaftlich fundierte, praktisch umsetzbare Konzepte für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung entwickeln.

Künstliche Intelligenz und Algorithmen spielen auch im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine eine zentrale Rolle, etwa bei der Verbreitung von Desinformationen. Voll Sorge verfolgen wir die Entwicklung in dem Land. Unsere Solidarität, unser Mitgefühl gilt den Menschen in der Ukraine: Als europäische Stiftung treten wir mit besonderer Entschlossenheit für demokratische Werte ein und unterstützen Ukrainer*innen, die im eigenen Land oder als Geflüchtete auf Hilfe angewiesen sind. 

Der brutale Krieg, gerade einmal 800 Kilometer von Berlin entfernt, löste auch bei uns ein Umdenken aus. Angeregt durch den Beirat der Stiftung Mercator haben wir im Austausch mit vielen Partner*innen der Stiftung und Expert*innen, die eigene Strategie überarbeitet – und die Suche nach einer neuen internationalen Ordnung ins Zentrum gerückt.

Auch für die Ukrainer*innen, die sich nach Deutschland haben retten können, gilt der Anspruch „Teilhabe statt Diskriminierung“, dem Motto unseres Mercator Forums 2022. Organisiert durch unseren Bereich Teilhabe und Zusammenhalt in einer diversen Gesellschaft, tauschten sich Akteur*innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft, wie Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz, im Rahmen der anderthalbtägigen Veranstaltung aus. Gemeinsam diskutierten sie, wie sich strukturelle Benachteiligung vor allem in machtsensiblen Bereichen der Gesellschaft etwa Polizei, Justiz oder Gesundheitswesen abbauen lässt.

Das Mercator Forum war nicht die einzige Veranstaltung, die 2022 endlich wieder in Präsenz stattfinden konnte. Ob Sommerempfang am Haus der Kulturen in Berlin, Sommerfest in Essen, Mercator Lecture und Mercator Salons zu vielfältigen Stiftungsthemen: Der gemeinsame, der persönliche Austausch fernab von Bildschirmen war seit Beginn der Pandemie endlich wieder möglich und sorgte für neue, wertvolle Impulse für unsere Arbeit. In Zusammenarbeit mit unseren Partner*innen entwickeln sich so immer wieder Ideen für neue Vorhaben.

Seit dem Start der Stiftung Mercator 1996 haben wir insgesamt 1973 Projekte (Stand Ende 2022) mit über 907 Millionen Euro gefördert – 91 Projekte mit 58 Millionen Euro davon in 2022. Einzelne hervorzuheben, hat immer etwas Willkürliches. Dennoch möchten wir eines hier erwähnen: das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende, dessen zweite Förderperiode 2022 begann. Es bringt Vertreter unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppen wie Naturschutzverbände, Kirchen und Gewerkschaften zusammen, mit dem Ziel, den Klimaschutz im Verkehr nachhaltig voranzubringen. Und das heißt nun einmal: ökologisch, ökonomisch und sozial. Dieses Projekt steht damit beispielhaft für unseren Anspruch, dem Gemeinwohl zu dienen. Unabhängig von wirtschaftlichen, politischen oder weltanschaulichen Interessen. 

Trotz und gerade in Anbetracht der multiplen Krisen, die uns aktuell vor große Herausforderungen stellen, bleiben wir hoffnungsvoll und halten es mit den Worten des Naturwissenschaftlers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg: „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“

Dr. Wolfgang Rohe
Vorsitzender der
Geschäftsführung

Dr. Markus Piduhn
Kaufmännischer
Geschäftsführer


Über die Stiftung

In ihrem Handeln orientiert sich die Stiftung Mercator an ihrem Leitbild und den in der Strategie Mercator 2025 dargestellten Zielen. Wir wollen Menschen und Organisationen dazu befähigen, gemeinsam an Weltoffenheit, Solidarität und Chancengleichheit zu arbeiten. 

Gemeinsam geteiltes Wissen sehen wir als Grundlage des Wandels in einer pluralen Gesellschaft. Wir konzentrieren uns darauf, in vier miteinander verbundenen Bereichen gesellschaftlich nützliche Veränderungen herbeizuführen: Digitalisierte Gesellschaft, Klimaschutz, Europa in der Welt sowie Teilhabe und Zusammenhalt. Wir tun dies, indem wir eigene Projekte entwickeln, Partnergesellschaften und Projektpartner fördern und dabei mit Institutionen im In- und Ausland kooperieren. Geförderte, Kofinanzierende und Kolleg*innen sind unsere Partner bei der Problemlösung.  

Wir wollen unsere Arbeit auf eine pragmatische, inspirierende und überparteiliche Weise angehen. Wir strukturieren unsere Arbeit möglichst einfach und flexibel und gestalten die Arbeitsbeziehungen von Gremien, Mitarbeitenden und der Geschäftsführung der Stiftung kooperativ. 

Mit einem divers aufgestellten Team und damit unterschiedlichen Perspektiven auf unsere Themen gewinnt unsere Arbeit an Qualität und Glaubwürdigkeit. Der Vielfalt von Erfahrungen, Perspektiven und Lebensentwürfen bringen wir große Wertschätzung entgegen.  

Die Stiftung Mercator engagiert sich in Deutschland, Europa und weltweit. Dem Ruhrgebiet, Heimat der Stifterfamilie und Sitz der Stiftung, fühlen wir uns besonders verpflichtet. Für unsere Projekte ist das Ruhrgebiet ein bevorzugter Anwendungsraum. 


Partner-
gesellschaften

Den Fahrplan ihrer Arbeit hat die Stiftung in der Strategie Mercator 2025 fixiert. Um gesellschaftliche Prozesse und Diskussionen wirksam mitgestalten zu können, sind Expertise, eine gute Vernetzung und professionelle Kommunikation erforderlich. Durch die Gründung thematisch fokussierter Partnergesellschaften bauen wir institutionelles Wissen in Feldern auf, die wir in unserer Strategie als relevant identifiziert haben. Mit ihrer Hilfe wollen wir eine möglichst große systemische Wirkung erzielen. Sie arbeiten selbstständig und flexibel, können dabei aber auf die Erfahrungen der Stiftung Mercator und gegebenenfalls weiterer Gesellschafter zurückgreifen.  


Entwicklung der Förderungen

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Bilanz und Jahresabschluss

Die Stifterfamilie Schmidt hat die Stiftung Mercator GmbH, Essen, und die Stiftung Mercator Schweiz, Zürich, gegründet und mit erheblichen finanziellen Mitteln aus ihrem Vermögen ausgestattet. Die Meridian Stiftung ist Gesellschafterin der Stiftung Mercator GmbH. Dort und bei der von ihr gegründeten Cambiata Stiftung, Zürich, werden die der Gemeinnützigkeit gewidmeten Mittel angelegt und verwaltet.

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CO2-Fußabdruck

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Die Kohlendioxidemissionen der Stiftung Mercator haben sich nach dem Wegfall pandemiebedingter Beschränkungen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt und lagen 2022 bei 883 Tonnen. Der Emissionsanstieg erklärt sich durch die Wiederaufnahme von Reisetätigkeiten sowie durch Veranstaltungen, die vermehrt wieder in Präsenz stattfinden konnten.  Auch die genauere Emissionsberechnung und mehr Homeoffice-Tage spiegeln sich hier wider. Verbesserungen konnten dagegen im Bereich des Papierverbrauchs erzielt werden (minus 38 %) und bei den Fahrten von Mitarbeitenden zur Stiftung, deren Umfang sich aufgrund einer ausgeweiteten Homeoffice-Regelung um rund 60 % reduzierte. In den Essener Räumlichkeiten, der Stiftungs-Zentrale, senkten Maßnahmen wie die Reduktion der Raumtemperatur und die Optimierung der Lichtsteuerung den Energiebedarf. Bei individuellen Essens-Bestellungen können Mitarbeitende in Essen und Berlin auf eine Liste von Lieferanten mit nachhaltigem Verpackungskonzept zurückgreifen. Zudem wird an der Erstellung eines Leitfadens zur ökologischen Nachhaltigkeit für Projektpartner*innen der Stiftung gearbeitet. Dieser soll dafür sensibilisieren, nachhaltige Konzepte von Anfang an mitzudenken und zu implementieren.

Die Stiftung erstellt bereits seit vielen Jahren eine Klimabilanz nach den Standards des Greenhouse Gas Protocols. Dabei erfassen wir unsere klimarelevanten Emissionen, mindern sie planmäßig und kompensieren den Ausstoß nicht vermeidbarer Treibhausgase. Wir überprüfen und optimieren fortlaufend unsere internen Prozesse, Infrastruktur und Lieferketten hin zu nachhaltigeren Alternativen.


Diversität

Unser Team soll die Vielfältigkeit der Gesellschaft reflektieren.

Globalisierung, demographischer Wandel, Migration und zunehmende Diversität verändern unsere Gesellschaft und auch uns als Stiftung. Daher wollen wir Menschen unterschiedlicher kultureller, sozialer und fachlicher Herkunft, unterschiedlicher Überzeugungen, unterschiedlichen Alters sowie mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen zusammenführen. Menschen, die sich Diskriminierungen ausgesetzt sehen, wollen wir wertschätzen. Mit einem divers aufgestellten Team und damit unterschiedlichen Perspektiven auf unsere Themen gewinnt unsere Arbeit an Qualität und Glaubwürdigkeit.  

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Vor diesem Hintergrund haben Geschäftsführung und Betriebsrat 2021 eine Betriebsvereinbarung geschlossen, die unter anderem zum Ziel hat, den Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und People of Color zu erhöhen. Bei allen Neueinstellungen achten wir darauf, dass neben den gesetzlich vorgeschriebenen Gleichstellungsprinzipien der kulturelle, fachliche und soziale Hintergrund möglichst divers in allen Stufen eines Bewerbungsprozesses berücksichtigt und dann auch im Team abgebildet sind. Um auch innerhalb der bestehenden Belegschaft diversitätssensibel zu handeln, analysieren wir regelmäßig unsere Gehaltsbänder auf Gendergerechtigkeit. Wir machen Frauen, Männer und nicht-binäre Personen in Worten, Texten und Bildern als eigenständige, gleichberechtigte und gleichwertige Personen sichtbar.

Durch Fortbildungen, Leitfäden und Trainings sensibilisieren wir unsere Teams und reflektieren Vorurteile und arbeiten daran, diese nicht wirksam werden zu lassen. Die Stiftung Mercator achtet nicht nur beim Recruiting, sondern auch bei der Besetzung von Sprecher*innen bei Veranstaltungen, der Besetzung von Gremien in Projekt- und Partnerkontexten sowie bei der Auswahl besonders geförderter/sichtbarer Personen auf eine diverse Auswahl in Bezug auf das Geschlecht sowie den kulturellen, fachlichen und sozialen Hintergrund. Mit unserem Partner*innen-Netzwerk sind wir über das Thema Diversität im Gespräch. 

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Edition
Mercator

Wollen wir aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen verstehen und sie bewältigen, sind wir auf Erkenntnisse der Wissenschaft angewiesen. Die Stiftung Mercator fördert daher die Übersetzung von Forschungsergebnissen in Handlungsoptionen für Politik und Gesellschaft und trägt sie in den öffentlichen Diskurs. 

Diesem Ziel dient auch die Sachbuchreihe „Edition Mercator“, die der Münchner Verlag C.H. Beck herausgibt. In pointierter Form, auf durchschnittlich 150 Seiten, eröffnen renommierte Autor*innen und Expert*innen neue Perspektiven auf gesellschaftlich relevante Themen. Bisher sind die folgenden Titel erschienen: 

  • Steffen Mau: Sortiermaschinen – die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert (2021) 
  • Sophie Schönberger: Was soll zurück? Die Restitution von Kulturgütern im Zeitalter der Nostalgie (2021) 
  • Lukas Haffert: Stadt gegen Land – die Geografie der neuen Polarisierung (2022) 
  • Kristin Shi-Kupfer: Digit@l China – Überwachungsdiktatur und technologische Avantgarde (2023)  


Projektübersicht

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